Künftig klimagerechtes Bauen im Wittlager Land?

Von Andreas Schnabel, Wittlager Kreisblatt am 10.11.2020

Selbst stark gestiegene Baukosten, Corona und die im Wittlager Land vielerorts längst dreistelligen Quadratmeterpreise haben den Bauboom bislang nicht stoppen können. Der heimische Raum wandelt sich, auch durch immer neue Baugebiete und die Art der Bebauung. Inzwischen mehrt sich zudem Kritik aus der Landwirtschaft an „Flächenfraß und Landverbrauch.“

Als der Bad Essener Gemeinderat kürzlich grünes Licht im vereinfachten Verfahren für den Bebauungsplan Nr. 85 Nördlich Brüchenweg“, die Ortschaft Rabber betreffend, sowie den entsprechenden Erschließungs- und Durchführungsvertrag gab, verwies Heinfried Helms (CDU) als Bauausschussvorsitzender darauf, dass die „Gemeinde Bad Essen so eine Weiterentwicklung der Ortschaft, die auch vom Ortsrat gewollt ist, ermöglicht.“ Die Nachfrage sei da, eine Eigenentwicklung wünschenswert, da auch in den kleinen Dörfern das Erfordernis bestehe, Bauland auszuweisen. In Rabber seien innerörtlich Ein- und Mehrfamilienhäuser bis maximal vier Wohneinheiten vorgesehen.

„Etwas bewegt“

Doris Kretschmer-Wurps (SPD) verwies darauf, dass es gut gelungen sei, eine notwendige und gewünschte Weiterentwicklung des Ortes unter Berücksichtigung des Naturschutzes als Lückenschluss hinzubekommen. Auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen stimmte zu, wobei Ratsfrau Elke Eilers darauf verwies, dass „sich mit diesem Bebauungsplan in Bad Essen doch etwas bewegt.“

Die zukünftigen Bauantragstellerinnen und Antragsteller bekommen, so Eilers, „mit diesen textlichen Festsetzungen eine Leitlinie für ein zukunftsorientiertes klimagerechtes Bauen an die Hand.“  Man werde „weiter daran arbeiten, dass die zukünftigen textlichen Festsetzungen zur Bauplanung für Bad Essen, neue verbindliche Standards für eine klimagerechte Bebauung erhalten.“ Sie bedaure, dass eine verbindliche Festlegung zur Verwendung wasserdurchlässiger Materialen für die Befestigung von Auffahrten und Stellplätzen von SPD und CDU abgelehnt worden seien. Zukunftsorientiere Bauplanung gelinge nicht nur durch Empfehlungen.

28 Bauplätze sind in Wehrendorf im Bereich „Nördlich Ortelbruch“entstanden. Auch hier gehören Baukräne seit Monaten zur Silhouette. Fotos: Oliver Krato

„Nicht ausreichend“

Eilers: „Festlegungen in der Dachform oder der Geschosshöhe sind für uns absolut nicht ausreichend. Den Folgen des Klimawandels, insbesondere zum Thema Wasserwirtschaft begegnen wir nur, wenn Politik bereit ist, die Hinweise künftig zu verbindlichen Standard  zu erklären. Wir dürfen nicht warten, bis der Klimawandel mit voller Wucht zuschlägt. Mit der Natur können wir nicht verhandeln. Wir sind es, die verbindlich handeln müssen.“

Die kürzlich vorgestellte dritte Fortschreibung des kommunalen Wohnungsmarktberichtes für das Wittlager Land, erstellt durch das Ile-Regionalmanagement (Ile steht für „Integrierte ländliche Entwicklung“) in Person von Regionalmanager Karsten Perkuhn, geht davon aus, dass künftig, auch bei sinkenden Einwohnerzahlen, Mehrfamilienhäuser gegenüber von Ein- und Zweifamilienhäusern an Bedeutung gewinnen.

Bald Überangebot ?

Für Bad Essen wird sogar langfristig und für Bohmte mittelfristig ein Überangebot von Ein- und Zweifamilienhäusern prognostiziert. Nur in Ostercappeln werde es auch langfristig weiterhin einen allerdings sehr geringen Neubaubedarf in diesem Marktsegment geben, so der Ile-Regionalmanager. Bei der Ausweisung von Neubaugebieten reagierten die Kommunen nun auf diesen Wandel. Der Bau von Mehrfamilienhäusern werde zunehmend erleichtert, was die Zahl der Mietwohnungen erhöhen solle.

„Weiter so“ ?

Doch weder ein „Weiter so“ beim Ausweisen von Bauland und Gewerbegebieten noch ein angestrebter Schwenk hin zu Mehrfamilienhäusern stößt auf ungeteilte Zustimmung im heimischen Raum. Sowohl gegen neue Bauplätze im „Pferdedorf“ Heithöfen, eine Erweiterung der Gewerbeflächen in Venne oder ein Sechsfamilienhaus in Lintorf hat(te) sich Widerstand formiert. Die Widersprüche mehrerer Anlieger in Lintorf zum Beispiel wurden abgewiesen.